„Design wird hier im Unternehmen als Leistung und Mehrwert angesehen“
Die Wilo-Gruppe ist ein weltweit agierender Konzern mit Hauptsitz in Dortmund, dessen rd. 7.600 Mitarbeiter Pumpen und
Pumpensysteme für die Heizungs-, Kälte- und Klimatechnik, die Wasserversorgung sowie die Abwasserentsorgung und -reinigung herstellen. Im Fokus steht in der Entwicklung neben den Bedürfnissen der B2B-Kunden auch das Design der Produkte. Wir sprachen mit Jan Zimmermann, Project Manager für Corporate & Product Design im Bereich des Brand Managements für die Abteilung Group Marketing über seine Arbeit im Unternehmen.
Sie kommen selbst aus dem Marketing und Gestaltungsbereich. Das hilft doch mit Sicherheit, um Design auch in wirtschaftlichen Kennzahlen abzubilden und somit auch zu rechtfertigen. Oder war das Thema Design bei Wilo schon immer präsent?
Dazu kann ich sagen, dass es die Stelle des Corporate Design Managers bei Wilo schon vor mir gab und das Thema schon immer sehr ernst genommen wurde. Allerdings war der Arbeitsbereich früher sehr klar begrenzt, heute ist er generalistischer ausgelegt und mit mehr Schnittstellen versehen – letztendlich ist Design ja überall. Die Aufgaben umfassen eher eine klassische Form des Designmanagers, der nicht zwingend einen Designbackground hat, sondern sehr systemisch denkt. Dass umfasst sowohl Veränderungen in der Gestaltung und, aber genauso auch deren Auswirkungen in der Produktion. Hinzukommen so genannte „Ausnahmen“, die dann leider schnell zur Regel werden können. Diese moderne Auslegung des Bereichs Corporate Design - der „Experte für Farbfächer“ ist meines Erachtens passé - ist die Fortschreibung der Designgeschichte bei Wilo. Diese begann in den 70er Jahren, als der damalige Geschäftsführer und Mitglied der Gründungsfamilie Dr. Jochen Opländer mit seinem damaligen Werbefachmann den Farbton Pantone 334 (unseren Logo-Grünton) als Firmenfarbe definiert hat. Ihr Ziel: „Unser Auftritt muss freundlicher gestaltet werden und mit der Farbigkeit etwas signalisieren“. Das war ein guter Kontrast zur damals eher blauen Heizungswelt. Mittlerweile hat sich bei Wilo intern der Fokus sehr stark dahingehend verändert, dass die Unternehmensmarke das führende Thema ist. Die Visualisierung der Marke, also die Corporate Identity, das Corporate Design und die Brandexperience dienen hierfür als Treiber. Das war 2013 eine Grundsatzentscheidung durch den Vorstand. Die Erkenntnis, dass gutes Design zudem mittels Standardisierung auch Kosten senken kann, ist dahingegen viel schwieriger zu vermitteln. Zunächst ging es speziell bei den Produkten um die Codierung der Farbigkeit nach dem Motto „Grüne Pumpe gleich Wilo“. Jetzt gehen wir mehr in die Tiefe: Der grüne Knopf als Bedienelement jeder Pumpe zum Beispiel ist so eine Schnittstelle, da er auch zukünftig ein wichtiges Element der Markenkommunikation ist. Er taucht sowohl in der unmittelbaren Bedienung auf, rückt mittlerweile aber auch das Produkt selbst für unsere Kunden immer stärker in den Hintergrund. Ein Beispiel: Wasserversorgungsanlagen in modernen Gebäuden sind kaum noch sichtbar, somit für den Kunden kaum mehr greifbar. Im Endeffekt findet man sich dann mit der Steuerung auf dem Handy wieder, ohne physisch mit dem Produkt in Kontakt zu kommen. Das sind die Entwicklungen der Zukunft und wir sind da mit unserer Produktentwicklung und dem App-Design weit vorne, wofür wir auch bereits einige Designpreise erhalten haben.
Gibt es eine eigene Designabteilung und wenn ja welche Kompetenzen werden dort eingesetzt?
Wir haben gute und ausreichende Kompetenzen inhouse im Bereich Group Marketing, neben dem Thema „Design & Brand Experience“ z.B. auch digitales Marketing, Marketing Kommunikation und technische Kommunikation, wir arbeiten aber auch mit ausgesuchten externen Experten zusammen, speziell mit Blick auf Impulse und Support bei der Ausarbeitung von Details. Es gibt verschiedene Abstufungen bei den Prozessen im Zuge der Produktentwicklung, bei denen wir mit Agenturen zusammenarbeiten. Hier arbeiten wir mit Expertenagenturen für die unterschiedlichen Bereiche, die dann auftragsgenau angesteuert werden. Wie z.B. beim Corporate Design, bei dem wir mit einer bekannten Hamburger Agentur die Basiselemente entwickelt und dann mit einer Düsseldorfer Agentur die kommunikativen Ausläufer und das tatsächliche „System“ geschaffen haben. Wir halten es für sehr wichtig und richtig, interdisziplinär und fachübergreifend die Leute an einen Tisch zu holen. Collaborative Working trifft das aus meiner Sicht am besten. Nicht zuletzt gibt es interne international übergreifende Gestaltungsprojekte – nicht nur bei der jährlichen Weihnachtskarte der Gruppe.
Digitalisierung und Big Data ist doch sicher bei Wilo schon seit Jahren ein großes Thema. Smarte Bedienbarkeit der Steuerungen und dezentrale Auswertung/ Visualisierung der Daten. Alles Einsatzgebiete bei denen Designer gut mitdenken können. Wie ist da ihre Erfahrung und Vision für die Zukunft.
Das Thema ist im aktuellen Wilo-Geschäftsbericht mit dem Titel „Wilo brings the future“ ideal zusammengefasst. Hier bekennt sich unser Vorstand klar zur Digitalisierung als einen unserer strategischen Pfeiler. Das Ziel, das unser Vorstandsvorsitzender Oliver Hermes formuliert hat, lautet, der digitale Pionier in der Pumpenindustrie zu werden. Sichtbarstes Zeichen im Bereich der Produktion wird die Smart Factory werden, die derzeit am Hauptstandort Dortmund entsteht und die Anfang 2019 ihren Betrieb aufnehmen wird. Das ließe sich jetzt weiter ausführen. Die Botschaft ist jedoch klar: Unsere Zukunft ist digital.
Die Produktion wird einen großen digitalen Aspekt haben und auch der Service hat mit digital basierten Dienstleistungen wie WiloCare den Fokus auf Zukunft. Das hilft dann beim Kunden, Servicevorgänge zu visualisieren und so zu erleichtern. Hierdurch werden wir State of the Art Technologie und Digitalisierung nutzen und vorantreiben. Wilo wird für die gesamte Bandbreite dieser Fälle immer verlässliche und effiziente Lösungen anbieten. Tendenziell werden die Produkte dabei immer integrierter und smarter, in gesättigten Märkten noch stärker als in Wachstumsregionen. Das Design ist dabei ständig gefragt, von der bewährten, langlebigen Lösung in harschen Umgebungen wie z.B. Wüstenregionen, bis zur leicht zu bedienenden digitalen Multipumpensteuerung mit Fernwartung im modernen Gebäudekomplex – in jedem Einsatz müssen die Produkte ihre Innovationskraft und Selbstähnlichkeit zur Marke erhalten und Wilo damit auch in der Form angemessen repräsentieren.